Gott lebt unter uns Menschen. Aber Gott existiert auch da, wo es keinen Menschen
gibt - außerhalb unserer Welt. Wir nennen das: die Ewigkeit. In der Ewigkeit
gibt es keine Zeit und nicht die Grenzen des Raumes. Doch auf unserer Erde leben wir in der Zeit. Wir unterteilen sie in kleine und
große Abschnitte, von der Sekunde bis zum Jahrtausend. Eine über-schaubare
Zeitspanne, die die Erde selbst durch die Natur vorgibt, ist das Jahr. Ein Jahr
braucht die Erde um die Sonne zu umkreisen. Wir unterteilen das Jahr normalerweise
in die vier großen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Die Kirche orientiert sich nicht nur am Lauf der Natur, sondern vor allem am
Leben von Jesus von Nazaret. Die besonderen Ereignisse seines Lebens werden
im Laufe eines Jahres als Feste gefeiert zum Beispiel seine Menschwerdung und
Geburt an Weihnachten, seine Auferstehung von den Toten an Ostern.Vor diesen Festen liegen Zeiten der Vorbereitung: der Advent und die Fastenzeit.
So erleben wir während eines Jahres alle Stationen des Lebens von Jesus
Christus mit.
Im Kirchenjahr denken wir auch an die großen Heiligen. Sie haben Gedenktage,
an denen ihre Namensträger den Namenstag feiern. Der wichtigste Feiertag
ist aber jeder Sonntag. Am ersten Tag der Woche kommen wir Christen zum Gottesdienst
zusammen und danken Gott für seinen Sohn Jesus Christus, der am ersten
Tag der Woche auferstanden ist.
Die Feste des Kirchenjahres sind in eine Rangfolge unterteilt. Sie sieht so aus:
Die Zeit im Jahreskreis ist die längste Phase im Kirchenjahr: Zwischen dem weihnachtlichen und dem österlichen Festkreis liegen ein paar Wochen und dann umfasst der Jahreskreis noch die lange Zeit von Pfingstmontag bis zum 1. Advent. Unterbrochen wird dieser ,,liturgische Alltag von verschiedenen Festen:
Es war der erste Tag der jüdischen Woche, als Frauen in Jerusalem das Grab Jesu leer vorfanden. So hat sich der Sonntag als besonderer Gedenktag der Auferweckung Christi herausgebildet. Schon die ersten Generationen der Christen trafen sich am Sonntag zum gemeinsamen Mahl, zum Hören auf das Wort der Heiligen Schrift. Heute teilt sich die Christenheit in viele Kirchen und Gemeinschaften. Alle verbindet aber über die Grenzen der Konfessionen und Kontinente hinweg der Glaube an den einen Gott. An jedem Sonntag wird dieser Glaube im Gottes-dienst mit Gebeten, Liedern und Verkündigung des Evangeliums gefeiert. Das stärkt die Christen untereinander und verbindet sie mit dem, der sie leben lässt: Gott.
Christen glauben, Gott will den Menschen so nahe sein, dass er selbst ein Mensch wurde in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser war, wie sie bekennen, in allem den Menschen gleich, außer der Sünde. Das ist das Geheimnis des Weihnachtsfestes: die Inkarnation, die Fleischwerdung unseres Gottes. Die westlichen Kirchen feiern die Geburt Jesu am 25. Dezember und Gedenken am 6. Januar der Ankunft des erwarteten Erlösers vor allen Völkern (,,Erscheinung des Herrn). Die orthodoxen Kirchen haben den Schwerpunkt ihrer Feierlichkeiten an dem Termin im Januar. Die vier Wochen vor Weihnachten dienen der Vorbereitung auf die Ankunft des Herrn. Diese Adventszeit stimmt ein auf die Feier des Kommens Christi in diese Welt - des vergangenen und des gegenwärtigen - und erinnert an seine Wiederkunft am Ende der Zeiten. Weihnachten ist im Christentum das populärste Fest; sein weltlicher Charakter - festliche Mähler, Geschenke, Genüsse - droht das Geheimnis des Festes, die Geburt des Gottessohnes in eineni Stall, zu verdunkeln.
Jesus verkündete das Reich Gottes und rief zur Umkehr auf. Sein öffentliches Wirken dauerte nur drei Jahre lang, dann fand es ein gewaltsames Ende: Er wurde von den Einflussreichen seines Volkes ausgeliefert und von der römischen Besat-zungsmacht Israels durch Kreuzigung hingerichtet. Für die Anhänger Jesu war das zunächst eine Katastrophe: Konnte jemand, der wie ein Verbre-cher getötet wurde, der Retter sein? Durch die Auferstehung erlangten sie glaubende Gewissheit, dass Jesus gerade durch den Tod am Kreuz Erlö-sung erwirkte. Einem ,,Sündenbock gleich trug er die Schuld der Welt und versöhnte so die schuld-beladene, getrennte Menschheit mit Gott. Der Karfreitag ist ein stiller Feiertag, der am Ende der Fastenzeit in ernsten Gottesdiensten der geheimnisvollen Taten Gottes dankbar gedenkt.
Mit der Kreuzigung war die ,,Sache Jesu nicht einfach beendet. Im Zentrum des christlichen Glaubens steht das Bekenntnis zu seiner Auferweckung durch Gott am dritten Tag nach seinem Tod.Das Licht Christi vertreibt die finstere Nacht der Gottesferne: Ostern ist das Fest des Lebens,das den Tod besiegt. Neben den kirchlichen Feiern, in denen brennende Kerzen das aufgehende Licht Christi symbolisieren, wird Ostern durch weltliche Traditionen geprägt: Man verspeist Süßigkeiten und Eier, die als Zeichen der Fruchtbarkeit gelten.Christen glauben, alle Menschen guten Willens werden am Leben nach dem Tod, das allein Gott schenken kann, teilhaben.
Die Kraft Gottes hat sich in der Heilsgeschichte immer wieder offenbart; bald mächtig, bald unscheinbar. Christen benennen diese Wirkkraft Gottes als ,,Heiligen Geist. Pfingsten erinnert an jenes Pfingstfest vor 2000 Jahren, als in Jerusalem die ersten Christen den Heiligen Geist empfingen, wie die Apostelgeschichte des Neuen Testamentes erzählt. Christlicher Glaube verehrt den Heiligen Geist als eine ,,Person der dreifaltigen Existenzweise des Einen Gottes. Keine Epoche und kein Land, kein Volk und kein Einzelner hat den Heiligen Geist gepachtet, niemand kann ihn erzwingen. Gott wendet sich durch seinen Geist den Menschen zu: Wer sich ihm öffnet kann ihn jederzeit und überall empfangen